Unterschwellig beeinflussen sie unser Seherlebnis: Farben im Film. In der Postproduktion werden sie angepasst, verändert und verschönert: dafür sorgen sowohl im Film als auch in der Werbung Farbkorrektur und Color Grading. Was ist der Unterschied? Was ist für welches Video geeignet?  

Denken wir an die Entstehung eines Films, denken wir zunächst an die Dreharbeiten, an die Crew am Set und die Schauspielenden. Es gibt “Behind the Scenes”-Material vom Set, das die Arbeit hinter der Kamera zeigt. Schauspielende und Regie werden interviewt und zu ihrer Arbeit befragt. Doch der Film, den wir am Ende auf der Leinwand oder dem Bildschirm sehen, muss noch in die Hände der fleißigen Editoren*, kreativen Sounddesigner und aufmerksamen Coloristen. Denn ein audiovisuelles Meiserwerk wäre nichts ohne seine Postproduktion.  

Die Postproduktion

Ist der Dreh gelaufen, beginnt die Postproduktion – die Nachbearbeitung und Aufbereitung des aufgenommenen Filmmaterials. Diese Bearbeitung der heutzutage meist digitalen Aufzeichnung findet am PC statt. Zunächst wird das Material in die Hände des Editors oder auch Cutters gelegt. Dieser sorgt dafür, dass das aufgenommene Material an der richtigen Stelle im Film eingefügt wird und mit dem vorher angefertigten Storyboard oder Konzept übereinstimmt: Welche Aussage macht wo Sinn, welches Schnittbild passt zum Wort, usw.

Neben dem Schnitt gehört unter anderem auch das Einfügen von Animationen und Effekten, die Mischung des Tons sowie die Bearbeitung der Farben zur Postproduktion. In der Nachbearbeitung wird dem Film somit ein ganz eigener “Look” gegeben. Die Farbgebung spielt hier eine entscheidende Rolle, denn sie kann bewusst und unbewusst die Perzeption des Films beeinflussen.

Farbkorrektur und Color Grading

Beides gehört heute sowohl bei großen Filmproduktionen als auch in der Werbung zum Standardprozess in der Postproduktion. Wie der Name bereits sagt, geht es bei der Farbkorrektur um das Korrigieren der Farben im Video.

Aber was genau ist der Unterschied? Die Coloristin oder der Colorist sorgt mit der Farbkorrektur dafür, dass die Farben im Film der Wahrnehmung des menschlichen Auges gleichkommen. Der Sensor einer Digitalkamera, ist im Vergleich zum menschlichen Auge “dumm” und unflexibel. Man muss der Kamera die Farbtemperatur und den Dynamikumfang des Lichts angeben. Schelle Veränderungen dieser zwei Attribute während der Aufnahme und schwammige Drehverhältnisse stellen die Technik vor Herausforderungen. Somit ist die Aufnahme am Set immer ein Kompromiss aus Praktikabilität und Farbtreue, besonders wenn es nicht ein akribisch eingerichtetes und kontrolliertes Set sein kann. Diese Defizite lassen sich in der Postproduktion im Schritt der Farbkorrektur beheben. Die Farben werden angepasst: Weiß wird Weiß, Schwarz wird Schwarz. Man sorgt somit dafür, dass das Bild für den Zuschauer “normal” aussieht. Korrektur und Grading als Arbeitsschritte jedoch schließen einander weder aus, noch ersetzt das eine das andere. Vielmehr geht die Farbkorrektur dem Grading voraus und bringt das Bildsignal auf den Standard Rec.709 (BT.709/ITU 709).  

Im Color Grading hingegen geht es darum, den Bildern einen Charakter zu geben und sie optisch aufzuwerten, indem man Farben aufeinander abstimmt (z.B. mit Komplementärfarben arbeitet – „Teal and Orange“). Wem beim Wort „Komplementärfarben“ der Geschmack des zu dünn beschmierten Pausenbrots auf der Zunge liegt, sowie der Klang der Pausenglocke im Ohr nachklingelt – herzlichen Glückwunsch, du hast etwas aus dem Kunstunterricht mitgenommen 😉

Die Komplementärfarben Orange und Petrol/Blaugrün (orange and teal): einst ein sehr beliebter Filmlook – Photo by Kenrick Mills

 Zudem werden im Color Grading Kontraste und Dynamikumfang angepasst, kurz die Lichtverhältnisse im Nachhinein verbessert, und der Film insgesamt in Farben und Licht einheitlich und/oder für die Szenen passend gestaltet. Im Grading kann man die Farben im Film „manipulieren“: so entsteht ein ganz eigener Look. Denn die Wahrnehmung spezifischer Farben kann Stimmungen schaffen, Emotionen vermitteln und eine besondere Atmosphäre hervorbringen.  

Color Grading ist allerdings kein Wundermittel – deswegen findet im besten Fall schon vor den Dreharbeiten eine Absprache mit anderen Abteilungen des Filmes, unter anderem mit der Ausstattung und der Kameraabteilung, statt.  

Das Richtige für mein Video

Jetzt fragt man sich zurecht: “Ich mache ja keinen Hollywood-Film – reicht dann nicht eine Korrektur?”

Eine Korrektur macht in jedem Fall Sinn und sollte bei jeder Produktion vorgenommen werden. Dieser Prozess verleiht einen für das menschliche Auge “natürlichen” Look. Und wer möchte das nicht in seinem Video? Ein Grading hingegen wertet eine Videoproduktion auf: selbst günstiger produzierte Filme bekommen so einen individuellen Look. Mit einem vergleichsweise geringen Investment kann man seinen Film hochwertiger aussehen lassen.

Auch bei einem Film, der zum größten Teil aus Stockmaterial besteht, also Filmmaterial, dass nicht extra für den Film aufgenommen wurde, sondern das zuvor gefilmt und in einer Filmdatenbank archiviert wurde, macht ein Grading Sinn. Da bei Stockclips jeweils unter anderen Bedingungen gedreht und verarbeitet wurde, kann durch ein Grading ein einheitlicher Look generiert werden, der das Video aufwertet. Aber nicht jedes Video benötigt ein Color Grading – ein Webinar, zum Beispiel, benötigt in der Regel keine eigene visuelle Note. Es soll natürlich schön und professionell aussehen – keine Frage -, aber einen eigenen Look brauchen sie nicht.  

Farbkorrektur und Color Grading sind zwei nicht zu vernachlässigende Komponenten in der Nachbearbeitung des Films. Egal in welchem Budgetrahmen die Produktion sich bewegt, Farben spielen eine entscheidende Rolle, übermitteln Emotionen sowie Stimmungen und werten den Film auf – eine gute Postproduktion macht den Unterschied.

Du hast noch Fragen zur Farbkorrektur oder zum Color Grading? Oder du möchtest wissen, was bei deiner Produktion Sinn macht? Das klären wir gerne mit dir! Schreib uns gerne einfach eine Mail, für ein persönliches oder virtuelles Treffen.  


*Nicht ideal, aber zur besseren Lesbarkeit und wegen SEO wird die männliche Form genutzt. Liebe Frauen und non-binäre Personen, bitte fühlt euch inkludiert – ihr kennt das schon… #SpracheInkludiert #Glottisschlag

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